C.F. Ramuz; „Wallis“ Die Abendstunde. 2008

C.F. Ramuz; „Wallis“ Die Abendstunde
2008

Der folgende Text steht auf dem Bild

Nun aber harrt unser ein anderes Schauspiel; der Augenblick naht; es ist die Stunde des Abends. Was weiß war färbt sich. Über den Felsen, den Wäldern, Schluchten und höher oben als die Weiden erwacht es, sobald die Sonne nur noch die eine Seite der ragenden Gipfel und gewölbten Schneefelder berührt. Was bleich war wird silbern; das Silber erglüht, wird gelb und beginnt zu leuchten. Es erblühen Felder goldener Knospen, Wiesen voller Margriten; das ist die Farbe der Esparsette und das die Farbe des reifenden Klees. Das Tal ist von Schatten erfüllt. Der Schatten steigt. Er steigt in den Bergfalten, breitet sich über die Hochflächen aus, treibt Welle um Welle empor und brandet an den Fluhen, die selbst durchsichtig geworden und wie von innen erleuchtet scheinen, bis sie erlöschen, während nur noch die höchsten Gipfel glimmen; dann leuchten noch drei, dann noch zwei und schließlich nur noch einer, der gleichfalls allmählich verblaßt, wie ein Brand, der in der Asche versinkt.